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Cabin — Fortschritte im neuen Jahr

Am langen Wochenende geht es wieder los. Das Dach der Cabin will gedeckt werden. Auch im Innenbereich hat sich einiges getan.

Langes Wochenende in Kanada

Family Day

In British Columbia wird am dritten Montag im Februar der Family Day begangen. Der Family Day ist ein relativ junger »Feiertag«. Erstmals wurde im Jahr 1994 vorgeschlagen, diesen Tag auch in BC einzuführen. Die entsprechende Vorlage scheiterte jedoch im Parlament. Im Mai 2012 wurde dann beschlossen und bekannt gegeben, dass ab dem Jahr 2013 der Family Day je am zweiten Montag im Februar eines jeden Jahres begangen würde. 2018 wurde der Family Day in BC vom zweiten auf den dritten Montag verschoben, da andere Provinzen und Territorien diesen auch am dritten Montag begehen. Übrigens wird dieser Tag nicht in allen Provinzen und Territorien als Family Day bezeichnet. Manitoba zelebriert an diesem Tag den Louis Riel Day, Nova Scotia den Nova Scotia Heritage Day und Prince Edward Island den Islander Day.

Wie auch immer, wir haben am Montag frei. Und da bietet es sich natürlich an, auch den Freitag weitgehend arbeitsfrei zu gestalten und sich daher schon am Donnerstagabend auf den Weg nach Lund zu machen.

BC Ferries

BC Ferries bietet zu diesem Zweck ja glücklicherweise eine Dienstleistung an, auf die man sich im Grunde genommen in fast jedem Fall nicht verlassen kann. Na ja, ganz so schlimm ist es nun auch nicht. Wenn man eine Reservierung für eine der Fähren hat, dann hat man durchaus auch eine Chance, diese zu bekommen. Wenn sie denn nicht gerade ausfällt, weil beispielsweise zu wenig Personal da ist, oder sie verspätet ankommt.

Ausfall und Verspätung in Horseshoe Bay sind gleichermaßen suboptimal. Um an die Upper Sunshine Coast zu gelangen, bedarf es zweier Fähren: Horseshoe Bay nach Langdale und Earls Cove nach Saltery Bay. Zwischen Langdale und Earls Cove liegen knapp 1,5 Stunden kurvenreicher Highway 101. Bei Verspätung der ersten Fähre wird diese Strecke auch mal innerhalb einer Stunde runtergerissen, was zu massiven Übelkeitsmomenten auf der Beifahrerseite beitragen kann.

Highway 101

Nachdem sich der Puls, der zuvor wegen des potenziellen Ausfalls und der faktischen Verspätung beinahe zu fliegen lernte, während der ersten Fährüberfahrt schon etwas beruhigen konnte, schnellt die Herzrate trotz schwindender Entfernung in ungeahnte Höhen, wenn die vorausfahrenden Fahrzeuge (vornehmlich überteuerte SUVs mit jeder Menge optionaler intelligenter Fahrassistenzsystemen, aber inkompetentem Fahrpersonal in der super simplen Standardausstattung) aufgrund sanft zu Boden taumelnder Schneeflocken plötzlich nur noch 50 statt der erlaubten 80 km/h fahren, man selbst nicht die Möglichkeit zum Überholen hat, die Fährstation laut Navi noch knapp 20 Minuten entfernt ist, die Abfahrtszeit der Fähre hingegen für in 15 Minuten geplant ist, einem irgendwann klar wird, dass dieses traurige Häufchen Altmetall vor einem im Grunde genommen auch nur noch zur Fähre fahren kann, weil es vorher keine anderen Abzweige mehr gibt, und die Schmerzen in den Fingern vom Sich-vor-Wut-in-der-Armlehne-Festkrallen schneller in die Oberarme wandern, als die Schnarchnase vor einem ihre Karre fortbewegt.

Hach, da habe ich doch ein wenig die Kontinent … Kontinenz … Container … was auch immer … verloren. Am Ende wurde aber alles gut, denn – man glaubt es kaum – wir rollen, ohne an der Anlegestelle stoppen und warten zu müssen, direkt auf die Fähre. Schnarchnase vor uns steigt dann auch noch triumphierend aus dem Auto und jubelt. Ich wische mir den letzten Zeugen der aufgestiegenen Übelkeit aus dem Mundwinkel und murmele: “Naja, an dir lag’s nicht du Eule!” Zum Glück kann hier niemand Deutsch.



Gewerke

Zurück zur Cabin! Bisher haben wir alles an und in der Cabin mit unseren eigenen vier Händen gebaut – mit Ausnahme der Betonpfeiler, auf denen die Hütte steht. Die hat Muffin-Jim in den Boden gerammt. Woran wir uns auch – also neben den Betonpfeilern – nicht eigenhändig wagen, sind Elektrik und Sanitär. Zum Glück haben wir sowohl einen Elektriker als auch einen Sanitärfachmann als Beinahe-Nachbarn. Nach anfänglichen Kommunikationsproblemen aufgrund falscher Telefonnummern konsultieren wir die beiden Kollegen, und schneller, als man denkt, haben wir Strom in der Cabin und Wasserrohre sowie einen Wasseranschluss. Fantastisch.

Elektrik

Damit der Elektriker (Dillon, nicht Dillan!) auch weiß, wo er die einzelnen Steckdosen und Leuchtelemente anbringen soll, haben wir uns noch einmal hingesetzt und einen detaillierten Bauplan mit allen notwendigen Informationen erstellt. Der sieht so aus:

Nicht alle Deckenspots (R) werden übrigens umgesetzt, da wir da offenkundig etwas zu freigebig waren.

Wie man erkennen kann, besteht die Cabin aus drei Bereichen: Badezimmer, Haupthaus und Schlafzimmer. Das wohl schwierigste an der Planung der Elektrik ist, den Flow zu beachten bzw. vorherzusagen. Damit ist gemeint, wie man sich durch den Raum bewegen wird und wo man daher Lichtschalter etc. benötigt. Und mit »wie« ist nicht gemeint, ob man schwebt, rennt oder Rad schlägt, sondern vielmehr, von wo nach wo man geht, welche Bereiche man auf diesem Weg beleuchtet braucht und wo man sie wieder entleuchten will/muss/sollte. Ein Beispiel: Betritt man die Cabin, sollte es einen Lichtschalter geben, der das Licht im Haupthaus anschaltet. Bewegt man sich dann durch das Haupthaus und geht ins Badezimmer, sollte es in der Nähe des Badezimmers eine Möglichkeit geben, das Licht auch wieder auszuschalten. Klingt logisch, oder? Ist es im Grunde auch. Das Ganze muss aber gut überlegt sein, da man (wir) nicht unnötig viele Lichtschalter haben will (wollen).

Sanitär

Auch bei allen Fragen rund ums Abwasser haben wir tatkräftige Unterstützung. Wir hatten schon lange versucht, einen Klempner zu finden, der uns dabei helfen wurde, das Abwasser aus der Cabin hinaus und vorab Frischwasser hinein zu befördern. Al wurde uns von mehreren Seiten wärmsten ans Herz gelegt, weshalb wir auch mehrfach versucht haben, ihn telefonisch und per Nachricht zu kontaktieren. Erfolglos. Erst als wir uns mit unserem Elektriker darüber austauschen, dass Al auf unsere Nachrichten leider nicht antworte, kam heraus, dass wir nicht dessen Mobilfunknummer, sondern seine Festnetznummer hatten. Die ist am Tag natürlich nicht besetzt, weil er da meist unterwegs ist, und auf ihr kommen auch Textnachrichten faktisch nicht an. Mysterium gelöst und Klempner gefunden.

Nachdem wir also dank Dillon erfolgreich Kontakt zum Klempner aufnehmen konnten, trafen wir uns prompt kurz darauf vor Ort mit Al. Da besprechen wir alles, was besprochen werden muss, und schwuppdiwupp erhalten wir wenige Tage später die Info, dass dies und jenes bereits erledigt sei. So macht das doch Spaß. Wie man im Plan oben sehen kann, wird das Badezimmer mit einer Dusche, einem WC, einem Wassertank und einem Waschmaschinenanschluss ausgestattet. Bei der Toilette haben wir uns übrigens kurzerhand für eine Composting Toilet entschieden. So sparen wir uns die Ausgabe für den Bau einer Sickergrube, die mit spektakulären 30’000 CAD zu Buche schlagen würde, da wir die Toilette an die bestehende Abwasservorrichtung anschließen können.

Aktueller Stand

Als wir Mitte Februar die Baustelle betreten, finden wir demzufolge nicht nur einen Sicherungskasten und mehrere Steckdosen vor, sondern auch Zu- und Abwasserrohre. Das Klo wurde übrigens vom Hersteller auch bereits geliefert. Es bekam eine zeitweise Unterkunft in der Garage von unserer sehr guten Freundin Sabine, die dem Vorschlag ihres Bruders widerstand, einen Testschiss vorzunehmen (Pardon my French!). Danke dafür. Und Danke für alles andere auch!

Der Sicherungskasten ist verbunden mit dem bereits auf dem Grundstück vorhandenen Stromkabel, das Rico im Schweiße seines Angesichts ausgebuddelt hatte.
Noch sind wir uns nicht sicher, wieso hier zwei Anschlüsse sind, aber das kriegen wir auch noch raus.
Die ersten Steckdosen in der Küche sind eingebaut. So haben wir endlich Strom in der Hütte und können uns den Verlängerungskabelsalat sparen.
Im Bad ist bereits das Rohr für den Waschtisch eingebaut.
Falls jemand daran interessiert ist, was diese Composting Toilet denn bitte sehr ist.




Dachdeckerarbeiten?!

Was wir uns ursprünglich für dieses lange Wochenende vorgenommen hatten, war nichts weniger, als die ersten Bereiche des Dachs zu decken. Nach langem Hin und Her haben wir uns schließlich für Dachschindeln entschieden. Diese holen wir am Freitag beim Baustoffhandel Valley ab. Dazu mieten wir einen 10 Fuß langen Transporter von U-Haul. Da Rico arbeiten muss, hole ich den ganzen Spaß ab. An der Kasse fragt die stets auf Unnahbarkeit und grimmiges Gucken gepolte Verkäuferin: »Und das alles nimmst du mit? Was für ein Auto hast du denn?« Leicht verunsichert deute ich auf den Transporter vor der Tür und frage, ob das denn ein Problem darstellen könnte? Sie zuckt mit den Schultern, grunzt ein »Sind halt knapp 3000 Pfund«, und lässt mich mit dieser wenig hilfreichen Aussage stehen.

Wie sich bald herausstellen sollte, waren die 1,5 Tonnen Schindeln keineswegs das Problem. Vielmehr sperrten sich die 16 Fuß langen Holzbalken davor, in den 10 Fuß langen Transporter zu passen. Doch auch dafür findet Rico eine Lösung und so stapeln sich auf unserem Grundstück bald die Pakete mit schwarzen Schindeln, neuer wasserfester Dachmembran und mehrere 16 Fuß lange Holzbalken, die unsere Traufen und Ortgänge bilden werden.

Plan A

Am Samstag soll es losgehen mit dem Dach vom Badezimmer. Dazu muss die alte Membran erst einmal ab. Wieso? Nun ja. Wir hatten ursprünglich mit einem Metalldach gerechnet. Die von uns verbaute blaue, wasserfeste Membran ist für ein solches ausgelegt. Da wir nun aus Gründen auf Schindeln umschwingen und für Schindeln bei den flachen Dächern eine selbstklebende wasserfeste Membran statt einer getackerten vorgeschrieben ist, müssen wir die Membran austauschen. Die selbstklebende, wasserfeste Membran muss/darf/will/sollte bei Temperaturen über 5 Grad und auf trockenem Untergrund aufgebracht werden. Mitte Februar sind diese Bedingungen in unseren Breitengraden eher selten. Zumindest an langen Wochenenden. Genauer gesagt an Samstagen, Sonntagen und Montagvormittagen von langen Wochenenden im Februar im Jahr 2023. Also, genau zu den Zeiten, zu denen wir einsatzbereit wären. Kurzum: Wir haben nichts am Dach gemacht an diesem Wochenende. Lediglich die Traufen und Ortgänge am Badezimmer haben wir angebracht – das sind einige der störrischen 16 Fuß langen Balken.

Plan B

Dach wird also nix. Damit haben wir uns abgefunden. Dann machen wir uns im Inneren des Hauses nützlich. Rico baut die Vorrichtung für die Schiebetür zum Schlafzimmer ein. Check. Ich tackere engmaschiges Hasengitter in die Öffnungen zwischen den Dachsparren, damit keine kleinen oder großen Tierchen ihren Weg in die spätere Dachisolierung finden. Check. Gemeinsam bauen wir eine Holzvorrichtung für die Duschwanne, denn die ist etwas schmaler, als das Bad breit ist, und muss daher mit einer Holzkonstruktion eingefasst werden. Check. Außerdem grabe ich einen Graben. Zum einen, weil ich es kann. Zum anderen, weil wir wissen, dass es bereits ein Abwasserrohr gibt. An das wollen wir uns natürlich einfach anschließen und so das Abwasser entsorgen. Doch um sich damit zu verbinden, muss man es eben erst einmal finden. Viele Stunden und drei Graben später, stoße ich endlich auf Plastik. Das weiße Rohr ist gefunden und kann bei besserem Wetter komplett ausgebuddelt werden. Das wird dann vermutlich im April sein, denn da sind wir wieder am Start.

Der Graben von Lund.
Das Abwasserrohr ist am oberen Ende des Grabens zu sehen. Es ist weiss.
Und hier noch ein von Kontext befreites Bild vom Sonnenuntergang in Powell River.



Cabin Playlist

Musik ist Gefühl. Musik birgt Erinnerungen. Während des Baus unserer Cabin and der Upper Sunshine Coast lief diese Playlist hoch und runter.
So finden wir jederzeit zurück zu den Momenten voller Herausforderung, Freude und Zufriedenheit.

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2 Antworten auf „Cabin — Fortschritte im neuen Jahr“

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