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Was wir bisher gelernt haben

Der Bau der Cabin ist ein steter Lernprozess. Einige Lektionen, die wir gelernt haben, sind hier zusammengefasst.

Von unserer Cabin an der Upper Sunshine Coast steht mittlerweile die untere Hälfte. Da wird es Zeit, einfach mal wahllos einige erste Erkenntnisse unter die Leute zu bringen. »Lessons learned« nennt man das treffend im Englischen. Also dann.

Wenn man sich vornimmt, eine Cabin von Grund auf selber zu bauen, dann sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man Werkzeug braucht. Viel Werkzeug! Und vor allem braucht man gutes Werkzeug. Wir folgen seit Jahren einer ziemlich einfachen Logik und haben diese auch beim Erwerb von Werkzeug für die Cabin befolgt: Kauf das günstige Einsteigermodell. Wenn du es so oft benutzt hast, dass es kaputt geht, dann kauf dir ein neues Gerät, diesmal aber was ordentliches, denn es ist ein Werkzeug, das du oft benutzt. So geschehen beispielsweise bei unserer Kreissäge, die mit einem Mal den Geist aufgab. Fast all unsere Werkzeuge stammen übrigens von Ryobi. Bei den Nagelpistolen und dem Kompressor haben wir schon auf Ridgid gesetzt, die in dieser Sparte wohl recht gut dabei sind.

Sehr empfehlenswert in Sachen Werkzeugkauf sind unsere lokalen Baumarktfilialen von Home Depot. Dort gibt es eine SALE-Ecke, in der wir sehr oft viel Geld lassen
Eines der wenigen Geräte, an das auch ich mich traue: die Gehrungssäge
Der Tischkreissäge begegne ich Rico zufolge mit zu wenig Respekt.
Kompressor und Nagelpistole haben bisher sehr sehr gute Dienste geleistet.

Beinahe alle Werkzeuge von Ryobi sind akkubetrieben und dadurch sehr flexibel einsetzbar. Grundsätzlich gibt es daran auch nichts auszusetzen. Lediglich bei der Kreissäge sollte man von vornherein auf ein Modell mit Stecker setzen, da die Kreissäge innerhalb weniger Schnitte durch so einen vollgeladenen Akku durch ist und man nicht mehr mit dem Laden hinterherkommt.

»Happy Accidents« – das sind kleine Fehler, die einen in dem Moment zwar ärgern, die sich im Nachhinein aber als ein echtes Glück darstellen, weil dadurch alles besser wurde. Unvorhergesehene Stolpersteine hatten wir einige, aber bisher waren es alles solch »Happy Accidents«.

Der Bauplatz – Natürlich waren wir im ersten Moment enttäuscht, dass wir nicht an der geplanten Stelle bauen können. Aber ganz ehrlich: Jetzt, wo die Cabin an ihrem neuen Standort Gestalt annimmt, kann ich sie mir nur schwer an einer anderen Stelle vorstellen.
Betonpfosten an falscher Stelle – Einer der Betonpfosten steht um wenige Zentimeter zu weit rechts. Damit steht er nicht in einer Linie mit den Pfosten von Haupthaus und Terrasse. Das ist natürlich ärgerlich, aber auch ein wenig ein Glück. Durch den leichten Versatz des Pfosten muss auch das Badezimmer leicht nach innen versetzt werden, wodurch die Fassade aufgelockert wird.

Eine Lektion, die wir lernen durften/mussten, ist eigentlich eine, die man nicht wirklich lernen muss, da sie zur Allgemeinbildung gehört. Im Frühling kann es noch ziemlich arschkalt werden. Entsprechend unangenehm kann es daher sein, wenn man sich in einer nicht isolierten Holzhütte, bei der man von Innen durch die offenen Dachspalten nach Außen sehen kann, sein Nachtlager einrichtet. Selbst dann, wenn das Zelt tipptopp und auch die Schlafsäcke erste Klasse sind. Besonders der Moment, in dem man sich aus dem warmen Bett – wir nächtigen auf einem von unten isolierten aufblasbaren Luftbett die fast eiskalten Holzpritschen rollen lässt und zitternd nach Propanheizer und dem Wasserkocher greift.

In den ersten Nächten im Mai 2022 schlagen wir unser Nachtlager im alten Workshop auf.
Der Heizer ist direkt an eine große Propanflasche angeschlossen und bietet angenehme Wärme im direkten Umkreis von circa 1 Meter.

Entsprechend sinnvoll ist es daher, sich nicht nur einen solchen Heizer zuzulegen, sondern auch eine portable Dusche mitsamt Sichtschutz, damit man sich Aufwärmen kann. Die Dusche wird wie auch der Heizer einfach an eine Propanflasche angeschlossen. Es handelt sich um nichts anderes als einen Durchlauferhitzer, der beachtliche Temperaturen in die Brause bringt. So fällt das Aufstehen immer leichter.

Morgendliche Routine: Aufwärmen am Heizer mit heißem Kaffee und danach ab unter die Dusche.

Wenn es um die Bestellung von Baumaterial geht, muss man sich vorab überlegen, was man denn braucht. Man rechnet und aufsummiert und versucht schlau zu kombinieren, um am Ende theoretisch so wenig Abfall wie irgend möglich zu produzieren. Da denkt man sich schonmal, dass man ja das, was man bei dem einen Balken abschneidet, dann an dieser oder jener anderen Stelle wiederverwenden kann. Blöd nur, dass man solche grandiosen Einfälle und Berechnungen dann nicht aufschreibt und die somit drei oder vier Wochen später einfach weg sind. Und man steht da mit zu wenig Holz, weil man praktisch dann doch anders gewerkelt und geschnippelt hat, als man sich das theoretisch dachte.

Fazit: Immer mehr Holz bestellen, als man denkt.

Das Nordamerikaner in mancher Hinsicht anders ticken als Europäer ist bekannt und auch in Ordnung. Es gibt Dinge mit denen man sich zu arrangieren lernt: Dass man auf öffentlichen Toiletten mit einlagigem Toilettenpapier kotfrontiert wird; dass man eine Tür zuschließen muss, um sie aufzuschließen; dass man sich beim Aussteigen aus dem Bus beim Busfahrer bedankt; dass man hinter der furchtbarsten Fassaden das beste Essen bekommen kann.

Doch dann sind da die Dinge, die einen förmlich in den Wahnsinn treiben. Vor allem, wenn man sich eigentlich darauf verlassen können sollte möchte. Erst recht, wenn man gerade eine Cabin baut. Hat jemand schon eine grobe Idee, wovon die Rede ist? Nein?. Auch gut.

Wieso beugt sich Kanada, ein Land mit metrischem System, in Sachen Bau den Amerikanern und verwendet Zoll und Fuß?
Wenn man schon Zoll und Fuß verwendet und seine Baumaterialien auch noch idiotensicher entsprechend der Maße benennt – also 2×6-Balken für einen Balken, der 2 Zoll dick und 6 Zoll breit sein sollte – , wieso haben diese Baumaterialien dann nicht die Masse, die sie im Namen tragen? Sondern sind um satte 0,5 Zoll je Dimension kleiner?
Und warum ist es dann auch noch so, dass beinahe jeder Balken, den man bekommt, ein minimal anderes Maß hat?

Kurz gesagt: Mit westeuropäischer Penibilität kommt man hier nicht weit. Wenn von den zehn 8-Fuß-Balken, die man zum Bauen einer Wand braucht, vier 1/4 Zoll, drei 1/8 Zoll, zwei 3/8 und einer 1/2 Zoll zu lang sind, wie soll man denn da arbeiten. Zum Glück müssen wir eh alle einmal auf die korrekte Länge schneiden. Doch die Ungenauigkeit hört bei der Länge nicht auf. Manche Balken sind breiter, einige krumm und wieder andere in sich gedreht.

Zu Beginn rief jeder betroffene Balken ein empörtes »Das kann ja wohl nicht sein.« hervor. Mittlerweile mangelt es in solchen Situationen bereits an einem Schulterzucken. Wir kommen mit dem zurecht, was wir haben. Und Holz ist ein dankbares Baumaterial, dass sich zum Glück auch in viele Richtungen drehen und biegen lässt. Am Ende sind die Stützbalken gerade und auch die Wände halten dem Augenschein und der Wasserwaage stand.

Ein Haufen Balken. Zugegeben, die sind nicht alle an einer Linie ausgerichtet.
Am Anfang war der Blick noch scharf und vergab nur wenige Millimeter an Ungenauigkeit.

So eine Cabin kann man mit viel Zeit, Geschick, Kraft und Geduld sicher auch allein bauen, also als eine Person. Wir haben jedoch festgestellt, dass es absolut sinnvoll ist, wenn man zumindest zu zweit auf der Baustelle ist. Auch wenn man nicht zu zweit die Nagelpistole bedient oder die Wasserwaage an die Wand hält.

Der Grossteil der Arbeit wird zwar im Wesentlichen von Rico erledigt, ich sorge aber dafür, dass die Werkzeuge da sind, wo sie sein sollen, das Baumaterial da ist, wo es hingehört und keiner am Verhungern oder Verdursten ist, weil man im Bauflow einfach auch mal sehr schnell die Zeit vergisst. Jeder hat seine Aufgaben und das macht so ein eingespieltes Team aus.

Die bauliche Struktur kann man bei Regen mit einer Plane schützen. Solche Planen gibt es in allen erdenklichen Größen. So beispielsweise in einer Länge von 32 Fuß, die unser 28 Fuß langes Gehölze aber nicht zu verdecken mag. Nun ja.
Auf dem Bild unten sieht man zwei unabhängig voneinander in Aktion. Eine der Planen deckt das Schlafzimmer und den einen Teil des Haupthauses ab. Den vorderen Teil und das Badezimmer schützt Plane Nummer Zwei. Auf dem Bild unten kann man übrigens auch das Resultat von der Einrückung des Badezimmers ganz gut erkennen.

Beim Erwerb einer Immobilie gilt ja bekanntlich »Lage, Lage, Lage!«. Beim Bau einer Cabin und vermutlich jeder anderen Struktur gilt: »Wetter, Wetter Wetter!« Bei schlechtem Wetter ist schlecht arbeiten, bei extremem Wetter aber leider auch. So kommt es manchmal zu unerwarteten, aber notwendigen Pausen, weil es regnet oder weil man in der Hitze einfach nicht mehr kann. Umso wichtiger ist es daher, die korrekten Mittel an der Hand zu haben.

Das Badezimmer (links) ist leicht eingesetzt, wodurch die ansonsten durchgehende, glatte Fassade unterbrochen und aufgelockert wird.

Bei Regen ist außerdem ein transportabler Pavillon, unter dem man Schutz finden kann. Der ist aber auch bei Sonne gut, weil er Schatten spendet. Und dank Fliegengitter ist er an sich und überhaupt super, da er das Viehzeug fern hält.

Cabin Playlist

Musik ist Gefühl. Musik birgt Erinnerungen. Während des Baus unserer Cabin and der Upper Sunshine Coast lief diese Playlist hoch und runter.
So finden wir jederzeit zurück zu den Momenten voller Herausforderung, Freude und Zufriedenheit.

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