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Sonn(e)tag im Malbun im Fürstentum Liechtenstein

Diesmal mache ich mich auf ins Skigebiet Malbun im Fürstentum Liechtenstein.

Heute war ein sonniger Sonntag. Ein sehr sonniger Sonntag. Eigentlich bin ich ja kein grosser Freund (wer an dieser Stelle lacht, bekommt keinen Kuchen) der direkten Sonneneinstrahlung. Dies könnte unter anderem daher rühren, dass meine Gesichtsfarbe nach nur wenigen Minuten direkten Kontakts mit Selbiger, die blasse Röte eines Pavianhinterns annimmt. Dies wurde bereits bewiesen, bei diversen sonnendurchfluteten Ausflügen in Hoboken (New Jersey), Washington D.C., Vancouver Island und natürlich dem legendären Gang-Ausflug in die Sächsische Schweiz. Allerdings hat sich erwähnte Färbung nach meinem gestrigen Ausflug nicht eingestellt, was mich frohen Mutes stimmt.

Planung

Geweckt werde ich an diesem herrlichen Sonntag von – na wer hätte das gedacht – der Sonne. Casa Buchs – so taufe ich die Residenz jetzt einfach mal – liegt bekanntlich an exponierter Stelle, was zu dauerhafter Sonneneinstrahlung führt und im Sommer zu einer damit einhergehenden Affenhitze.  Heute aber ist die Sonne angenehm. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt die Abwesenheit sämtlicher Wolken. Es ist so warm, dass der Schnee auf den fernen Bergen zu verdampfen scheint und als Wasserstoff in den Äther steigt. Wer bei diesem Wetter nicht raus geht, ist echt selbst schuld. Eine kurze Recherche bestätigt mir mein heutiges Ziel: das Fürstentum Liechtenstein. Genauer: Vaduz und Malbun.

Vaduz

Mit dem Bus mache ich mich auf den Weg. Casa Buchs liegt nur 5 Minuten vom Bahnhof und dem Bus Nummer 12. Der Bus ist noch recht leer. Zwei betagte Frauen sitzen direkt vor mir und da beide recht gesprächig sind, erfahre ich ihr Ziel: Malbun. Gestern war eine der Beiden (Dame Nummer eins) bereits auf dem Berg, dessen Name ich nicht verstanden habe. Generell bin ich überrascht, dass ich dem Gespräch der beiden Damen Informationen abringen kann. Eine der beiden will nach Feldkirch in Österreich. Das steht auch noch auf der Liste, zumal mehrere Leute schon gesagt haben, die Innenstadt sei wunderschön. Aber heute geht es erst einmal ins Fürstentum Liechtenstein. Der Bus rammelt los. Bus 12 bis Schaan Bahnhof, dann in die 11 bis nach Vaduz Post und anschließend mit Bus 21 nach Malbun, Jörabode. Auf dem gesamten Weg begleitet mich Dame Nummer eins und plappert in einer Tour mit jedem, der sich ihr auch nur auf einen Meter nähert. Die gute Frau ist an ihrem weissen Haarschopf gut zu erkennen. Zumindest hier im Bus sticht sie hervor. In Kombination mit ihrer hellen Jacke strahlt sie vor sich hin. Allerdings frage ich mich, wie man sie im Schnee finden soll, falls sie umfällt.

Vaduz ist Hauptort und Residenzort des Fürstentums. Entsprechend schick hat es sich gemacht. Ich entscheide mich, auf dem Rückweg den Ort etwas genauer zu erkunden und tuckere weiter.

Der Bus passiert Triesen, quält sich langsam, aber stetig die Serpentinen entlang und erklimmt so den Triesenberg. Dann wird es plötzlich Dunkel. Wir passieren einen Tunnel, der mitten durch den Berg geschlagen wurde. Auf der anderen Seite empfängt uns meterhoher Schnee. Nur noch wenige Minuten und wir erreichen Malbun.

Malbun

Malbun empfängt mich mit einer Ladung Wasserstoff oder zumindest dem, was ich am Morgen noch für verdampfenden Schnee hielt. Wie sich bei genauerer Betrachtung herausstellt, handelt es sich um Schneeverwehungen, die eisige Kristalle in alle nicht bedeckten Körper- und Bekleidungsöffnungen schieben. Eisig ist es aber nur kurz und nur in den Momenten, in denen der Wind den Schnee packt und erbarmungslos gegen uns Eindringlinge schleudert. Legt sich der Wind – und er ist müde und legt sich schnell – ist es strahlend schön. Malbun liegt in einem Bergkessel, umringt von Bergen. Nur diese Strasse führt hinein und hinaus. Der Schnee liegt meterhoch. Dame Nummer eins verlässt den Bus – was für ein Zufall – kurz vor mir. Gewitzt wie ich bin, folge ich Ihr und finde problemlos den Start des Wanderwegs. Der Winter-Wanderweg ist perfekt präpariert und mit rosa Pfählen gekennzeichnet. Langsam aber stetig geht es bergauf, mit immer neuen, herrlichen Blicken auf das Tal.

Zeit für eine Rast wird es nach einer knappen Stunde stetigem Aufstieg. An entsprechender Stelle befindet sich auch Alpe Sass, welche jedoch zur Zeit nicht geöffnet ist. Vor der Berghütte sitzen jedoch Sonnenhungrige auf einer Reihe von Bänken und kurz darauf ich. Wie die anderen strecke ich die Beine und Arme ein wenig, esse aber als Einziger Paprika mit scharfem Frischkäse und nuckle an meinem geborgten Wasserbehälter.

Gestärkt wage ich den Rückweg. Selbiger ist recht steil und wird auch von Skifahrern zur Abfahrt genutzt. Da es zu keiner schwerwiegenden Kollision kommt – weder zwischen mir und einem bestockten Skimenschen, noch Selbigem und einem Baum – schwinden meine Bedenken recht schnell. Auf halbem Weg steht eine winzige Jagdhütte mit Tisch, Stühlen und einem Holzofen. Der Blick von hier ist grandios und hunderte Schnitzereien lassen nur vermuten, was diese kleine Jagdhütte schon alles erlebt hat.

Skifahren?

Im Tal stelle ich mich ein kleine Weile einfach nur so hin und beobachte die Skifahrer, wie Sie die Pisten hinabsausen und dabei verdammt viel Spass zu haben scheinen. Sogar Kinder sind dabei. Mich beschleicht das dumpfe Gefühl, dass diese totbringende Sportart am Ende doch nicht so ablebenfördernd ist, wie ich immer dachte. Immerhin gehören meine gesamten Erfahrungen mit einer Skiausrüstung unter den Füssen der weit entfernten Vergangenheit an. Allerdings erinnere ich mich noch genau an die Beteiligten: Schnee, Ski, ein stetig grösser werdendes Haus und Ich. Mehr möchte ich dazu nicht sagen *hüst*.

Der Bus tuckert nun die Strecke zurück durch das schöne Fürstentum. Ich trenne mich von meinem treuen motorisierten Gefährt in Vaduz und erkunde kurz den Ort. Für einen Sonntag ist sogar ein wenig los. Sonnenhungrige treiben sich durch das Stadtzentrum und geniessen Glace. Eine halbe Stunde später fahre ich weiter und zurück nach Buchs. Ein herrlicher Tag geht zu Ende – ganz ohne Pavianröte.

4 Antworten auf „Sonn(e)tag im Malbun im Fürstentum Liechtenstein“

Du bist offenbar schon ganz und gar angekommen. Du verstehst die alten Damen und btw. „Gab es die Trinkflaschen auch in grossen Grössen?“ Das ging ganz schön schnell.
Ich überlege grad, wie ich deine Ausflüge in den ersten drei Wochen auf meiner Seite toppen soll.. du legst ganz schön vor.

Hallo, Du erlebst ja am Wochenende so viel, da braucht manch einer den ganzen Urlaub für. Auf jeden Fall kannst Du richtig Licht, Luft und Sonne tanken für eine ganze Arbeitswoche. Das Wetter scheint Dir ja auch recht hold gesinnt zu sein, eine schöne Zeit noch und liebe Grüsse von uns beiden.

Vielen Dank!
Ja das Wetter war am Sonntag wirklich super. Momentan hält es sich hier generell ganz gut. Mal schauen, was noch passiert. Am Wochenende geht es weiter. Grüsse Tilo

Brüderchen wenn ich das hier so alles lese, frag ich mich warum es Kanada sein musste. Die Schweiz ist doch auch sehr schön und wäre auch nicht soweit weg

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