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Trips und Trails

Trailreport – Lindeman Lake and Greendrop Lake

In Chilliwack liegt der hoch frequentierte Lindeman-Lake- und Greendrop-Lake-Trail. Wir sind ihn gewandert.

Naturbelassener Pfad für den gesundheitsbewussten Wanderer

RD

So oder ähnlich würde dieser Trail in einer Broschüre oder einem Reisekatalog der Chilliwack Touristik beschrieben werden. Und ganz ehrlich: An dieser Formulierung gibt es nichts auszusetzen. Der Wanderweg zu den zwei idyllischen Bergseen in der Nähe des vermutlich etwas bekannteren Chilliwack Lakes bietet in der Tat Natur pur: tosende Wasserfälle, duftende Nadelwälder, idyllischen Bachläufe und herausfordernde Geröllwüsten.

Kennzahlen des Lindeman-Lake-Trails

Länge
Höhenmeter
Trailtyp
10,9 Kilometer
469 Meter
Hin und zurück

Das Erlebnis

Es ist Samstag. Es ist 9.00 Uhr. Wir werden für den ersten längeren Hike seit längerer Zeit von einem Freund abgeholt. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum knapp 2 Stunden entfernt liegenden Chilliwack. Dort wollen wir einen Wanderweg/Trail erkunden, der in den einschlägigen Hikingführern mit den Worten „heavily trafficked“ angekündigt wird. Frei übersetzt bedeutet dies: Kann sein, dass da noch anderes Volk rumlungert! Hunde sind hier übrigens auch erlaubt. In Ermangelung eines solchen, haben wir uns für oben erwähnten Freund entschieden. Einziger Unterschied: Hunde müssen an die Leine, Menschenfreunde nicht.

Die Anfahrt zum Lindeman-Lake-Trail

Mit dem MINI machen wir uns auf den Weg. Der Chilliwack Lake Provincial Park liegt knapp 150 Kilometer und damit 1,5 bis 2 Stunden von Vancouver entfernt – abhängig von der Route die man wählt. Wir folgen Highway 1 bis Ausfahrt 104 (No. 3. Road) und folgen für die restlichen 50 Kilometer der No. 3 Road, der Yarrow Central Road, welche übergeht in die Vedder Mountain Road, welche ihr jehes Ende an einem Kreisverkehr findet und ab dort als Chilliwack Lake Road und Vedder Road fortgesetzt wird. Da unsere Destination Nahe dem Chilliwack Lake gelegen ist, folgend wir der gleichnamigen Strasse.

Das Navigationssystem informiert uns – charmant und kompetent wie üblich – darüber, dass wir uns nun in ein Gebiet mit eingeschränkter Wegstreckenführung begeben. Oder anders ausgedrückt: Ab hier musst selber aufpassen, und Handyempfang is auch Ebbe, also mach das Ding besser aus, denn sonst is dein Akku innerhalb von wenigen Minuten auf Null runter. Die Chilliwack Lake Road schlängelt sich durch eine vielversprechende Landschaft entlang des Chilliwack River. Dass es sich hier um ein Erholungsgebiet handelt, erkennt man an der Campingplatzdichte. Wir lassen besagte Komfortunterkünfte rechts und links hinter uns und stellen das Auto am Ende am Strassenrand ab, weil der Parkplatz bereits „heavily trafficked“ ist.

Der Trail

Vom Parkplatz bis zum Lindeman Lake – dem eigentlichen Star der Show – sind es etwas weniger als 2 Kilometer. Der Trail schlängelt sich an einem tosenden Wasserlauf entlang durch eine herrliche Waldlandschaft mit teilweise riesigen bemoosten Felsen, zahlreichen umgestürzten Bäumen und gewaltigen Farnen. Weniger erfreulich als die tosenden Wasser sind die zu bewältigenden Höhenmeter: 238 davon sind es, die sich vor allem über steinige und verwurzelte Pfade erstrecken.

Aber: Es lohnt sich jeder einzelne Schritt. Denn der Lindeman Lake ist einfach atemberaubend schön. Dabei bezaubert er nicht nur durch seinen Inhalt, dessen Farbe von Smaragd über Türkis bis hin zu Royalblau alle nur denkbaren Farben aufweist, sondern auch durch seine Umgebung: dicht bewaldete Berghänge, an deren oberem Ende zerklüftete Bergspitzen herausstechen.

Die meisten Wanderer – überraschender Weise sind es weniger, als die Beschreibung „heavily traficked“ erwarten liess – schaffen es nur bis zum Südende des Sees. Entlang des Südendes ziehen sich so auch zahlreiche Campingspots. Hier findet sich auch die Plattform direkt am Seeufer, auf der das letzte Foto oben (offenbar obligatorisch) aufgenommen wurde, und das Plumpsklo – nur falls jemand fragen sollte.

Auch wir harren hier kurz aus, versuchen die überwältigenden Eindrücke zu verarbeiten und begeben uns dann auf den Weg zum Greendrop Lake, der jenseits des Nordufers des Lindeman Lakes versteckt liegt. Der Weg führt uns in der prallen Sonne eine steile Felsformation hinauf. Fast ganz oben angekommen, fährt uns ein Gedanke durch die Schwarmintelligenz: Ob das hier wohl richtig ist? Nunja, was soll ich sagen. Wir waren nicht richtig. Aber der Ausblick war toll:

Die weit entfernte Wasserfläche stellt einen Teil des Lindeman Lake dar, an dessen Ufer sich der eigentliche Wanderpfad befindet.

Im Kollektiv gleiten wir so elegant wie möglich die felsige Steinwand hinab und finden am unteren Ende den zugegebenermassen etwas sehr (hüstel) versteckten Wegfortsatz. Zahlreiche Behelfsbrücken und Stege weisen uns ab dort den Weg bis zum Greendrop Lake.

Der Weg vom Lindeman Lake zum Greenbrook Lake zieht sich zunächst entlang eines wunderschönen und dicht bewachsenen Baches, um schliesslich über mehrere Geröllwände zu verlaufen sowie unter und über zahlreiche umgestürzte Bäume hinweg und durch jede Menge knöchelhohe Schlammlöcher hindurch. Auf meine Frage: „Welchem Zweck dient denn bitte sehr der ganze Schlamm hier?“ erhielt ich keine zufriedenstellende Erklärung. Was mich zu der Schlussfolgerung kommen liess: „Dann kann der ja auch weg.“ Leider hatten wir aber die Schlammschaufel nicht eingepackt, was meinem frisch erwachten Schlammbehebungswillen zu einem jähen Abbruch verhalf. Wie auch immer – der Weg ist das Ziel. Und wären wir nicht ohne aufgebrochen und der Platz nicht schon durch ein anderes belegt, würde an dieser Stelle unser Zelt stehen:

Der Abstieg

Nach einer angenehmen Pause am Greendrop Lake begeben wir uns wieder auf den Rückweg. Wie immer ist der irgendwie kürzer, als der Hinweg. Zumindest erscheint es uns so. Und so kommen wir auch relativ schnell wieder am Lindeman Lake an, dessen Ufer sich mittlerweile merklich gefüllt haben. Schon von Weitem hört man die schrillen Töne, welche jugendlichen, ausschliesslich weiblichen Körpern lauthals entgleiten, sobald sich das eiskalte Wasser des Lindeman Lakes um selbige Fleischvolumen schliesst. Meist gefolgt von einem: „Mach das Foto. Mach das Foto!“ – oft dem am Seeufer auf einem Felsen ausharrenden männlichen Begleiter zugeschrien. Etwas weiter dröhnen schon lautstarke, lallende Rufe männlicher Therapiegruppenteilnehmer durch die Luft, offenbar ungehört von den herbeigerufenen vermissten Teilnehmern, die entweder auf dem Plumpsklo sind oder womöglich auch die Aussicht auf den See geniessen wollen und die schon erwähnte Felsformation hinaufgeklettert sind. Die Anzahl der am Seeufer entlang verteilten Menschen – es ist mittlerweile ca. 15.30 Uhr – ist stark angewachsen. Und auf unserem weiteren Weg Richtung Parkplatz kommen uns weitere Menschenhorden entgegen – teilweise für eine Hochzeit im Freien gekleidet. Und plötzlich wird uns klar, wieso der Trail als „heavily trafficked“ gilt.

Das Fazit

Der Lindeman und Greendrop Lake Trail ist einen Ausflug und allemal Wert. Wichtig ist aber – das habe ich schmerzlich lernen müssen – das richtige Schuhwerk. Mein gewähltes Fusskleid – eigentlich vom Hersteller als Hikingschuhe deklariert – vermochte es nicht, mir den nötigen Halt zu geben. Somit war vor allem auf dem Rückweg jeder Schritt ein unsicherer, der aufgrund fehlender Körperkontrolle, -haltung und Balance zu Verspannungen im Nacken führte. Aller grandiosen Eindrücke zum Trotz und in Anbetracht der wirklich atemraubenden, die Koordination und das Gleichgewicht fordernden Akrobatik, schliessen wir diesen Beitrag mit einer nicht weniger zutreffenden Beschreibung des Lindeman and Greendrop Lake Trails:

Fusshölle über Stock und Stein. Steil am Anfang, Matsch und Geröll am Ende und mittendrin zwei Seen zum brennende Füsse kühlen.

RD

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2 Antworten auf „Trailreport – Lindeman Lake and Greendrop Lake“

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