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Las Vegas 2020

Las Vegas – Das Kingdrama

Der Morgen danach. Vom ersten Eindruck ausgehend kann es ja eigentlich nur besser werden. Schauen wir mal.

Der Morgen danach. Vom ersten Eindruck ausgehend kann es ja eigentlich nur besser werden. Schauen wir mal …

Es ist Samstag. Die Empfangsdame hatte uns ja am Vorabend darüber informiert, dass wir am nächsten Morgen – also quasi jetzt – beim Empfang anrufen sollen, um uns für eventuell frei werdende Zimmer mit einem King-Bett zu registrieren. Frohen Mutes – ich lass mir doch nicht die Laune vermiesen – greife ich nach dem Hörer des Telefons und drücke den Knopf, der mich mit dem Empfang verbindet. Erfolglos. Kein Rufton, kein Klingeln, kein Nix. Ich lege auf. Taktik Wechsel: Ich drücke erst den Knopf. Lasse den Hörer aufliegen. Es klingelt – yeah! Ich nehme den Hörer ab. Kein Rufton, kein Klingeln, kein Nix. Wollt ihr mich hier vera**lbern? Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. also: Hörer bleibt drauf. Knopf wird gedrückt. Es klingelt. Hörer wird abgenommen. Klingeln verstummt.

Leicht angesäuert beschliesse, direkt zum Empfang zu gehen. Sicher kann man mir da helfen. Das hat ja gestern schon so super geklappt. Die vor dem Empfang stehende Menschenschlange ist über Nacht nicht merklich geschrumpft. Mich beschleicht der Gedanke, dass eventuell Leute dafür bezahlt werden, einfach hier zu stehen, damit es immer voll aussieht. Immerhin sind die USA das Land der unbegrenzten … egal, ich warte einfach.

Und das Warten lohnt sich! Während ich mit sinkender Stimmung zwischen übergewichtigen Menschen stehe, checken zwei Leute an einem der Self-Check-out-Automaten aus. Der Mann kommt auf mich zu und meint, sie hätten noch zwei 4-Tages-Tickets für die Monorail. Sie hätten nur 2 Tage verfahren. Die Tickets seien also noch gültig. Er findet es Quatsch, diese wegzuwerfen und fragt, ob ich sie denn nicht haben will. Ich bin ja kein Unmensch und nehme mit wachsender Freude und Zuversicht die Tickets an. Zugegeben, meine Stimmung steigt. Geschenke bringen ja immer Freude.

Oh, ich bin dran – Yeah!

Die Dame von heute ist minimal weniger unfreundlich als die Dame von gestern. Wir befinden uns hier nicht nur in einer Naturwüste, meine Damen und Herren, auch der Service ist bisher leicht verdörrt (was keine Anspielung auf das Alter der besagten Empfangsfrauen darstellt). Ich erkläre Empfangsfrau Nummer Zwei die Situation und zähle leise mit, wie oft sie verständnislos den Kopf schüttelt: 15. Das Ergebnis unseres kleinen Tête-à-Tête: Da kann sie hier am Empfang nix machen, da muss ich vom Zimmer aus den Empfang anrufen. Zugegeben, die Logik der Aussage erschliesst sich mir nicht, und ich habe Angst, dass die Frau ihren Wackelkopf einbüßt und ich meinen Verstand verliere, wenn ich ihr erkläre, dass ich genau das versucht habe. Also beuge ich mich der Übermacht der Abzocke und ziehe ab.

Auf dem Zimmer versuchen wir es ein letztes Mal. Neue Variante: Hörer aufgelegt lassen, Knopf drücken und Hörer nicht abnehmen, sondern das Telefon einfach anbrüllen. Erfolgreich ist das dahingehend, dass man zumindest mit jemandem kommunizieren kann. Dieser Jemand teilt einem dann mit, dass man doch bitte zum Empfang kommen soll, wo man problemlos in ein neues Zimmer umgezogen würde. In diesem Moment implodiert mein Gehirn.

Lobotom folge ich Rico an den Empfang, vor dem die scheinbar identische Menschenschlange lauert. Ich halte mich an den Tagestickets der Monorail fest, um nicht in den Wahnsinn abzugleiten: Es gibt noch Gutes in dieser Stadt – aber das hat vorhin ja ausgecheckt.

Statt sich nun aber zur Schlange zu gesellen, stürmt der Held der Stunden an den Express-Check-in/Check-out-Schalter und erklärt die Situation. Eine im Vergleich zu den anderen nahezu unangenehm freundliche Person nimmt sich der Sache an. Sie versteht ihren Job, entschuldigt sich für die Umstände und sorgt dafür, dass wir uns ernstgenommen fühlen. Am Ende bucht sie uns in ein Zimmer im Chrysler-Building um. Etage: 34. Ausserdem weist sie uns darauf hin, dass wir mit unseren Schlüsselkarten im Restaurant zwischen 7 und 11 Uhr früh ein 2-for-1-Breakfast bekommen. Bedeutet: Man bekommt ein Essen geschenkt. Geschenke, again! Das gefällt mir.

Und als wir dann beide genüsslich außerordentlich vorzügliche Eggs Benedict verspeisen, ist der Ärger vom Vortag vergessen und die Vorfreude auf das Kommende gross. Las Vegas, wir kommen!

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