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Das Ding mit der Sommerzeit

In Kanada werden heute die Uhren um eine Stunde vor gestellt. Grund genug, sich das mit der Sommerzeit mal etwas genauer anzuschauen.

Sommerzeit in Vancouver

Die Sommerzeit beginnt hier in Kanada oder genauer gesagt hier bei uns in Vancouver, Kanada, am zweiten Sonntag im März und endet am ersten Sonntag im November. Im Jahr 2023 beginnt die Sommerzeit demnach am 12. März.

12. März 2023 bis 5. November 2023

Der Hauptzweck der Sommerzeit besteht bekanntlich darin, das natürliche Tageslicht besser zu nutzen. Deshalb werden die Uhren in den Sommermonaten um eine Stunde vorgestellt. Abends steht also mehr Tageslicht zur Verfügung, was zum einen den Energieverbrauch senkt, mehr Freizeitaktivitäten im Freien ermöglicht und, wenn man mal ganz ehrlich ist, die Lebensqualität allgemein schon etwas verbessert. Denn wer mag es schon, im Dunkeln auf die Arbeit zu gehen und im Dunkeln nach Hause zu kommen.

In diesem Beitrag habe ich mal ein paar Fakten zur Sommerzeit zusammengesammelt. Dabei geht es um die Geschichte der Sommerzeit und auch um die leidige Diskussion mit Pros und Kontras.



Geschichte der Sommerzeit

Das Konzept der Sommerzeit gibt es schon seit Jahrhunderten. Die vermeintlich frühesten Aufzeichnungen gehen auf Benjamin Franklin im späten 18 Jahrhundert zurück. Doch erst im 20. Jahrhundert wurde die Sommerzeit weit verbreitet und standardisiert.

1784 – Benjamin Franklin

Die Idee der Sommerzeit wurde angeblich erstmals im Jahr 1784 aufgebracht. Benjamin Franklin meinte, so könne man Kerzen sparen und das natürliche Tageslicht besser nutzen.

1784 schrieb er einen Leserbrief an das Journal of Paris, in dem er eine Änderung des Tagesablaufs vorschlug. Seine Idee: Menschen sollten durch früheres Aufstehen und Ausnutzen des morgendlichen Sonnenlichts Geld für Kerzen sparen und produktiver sein.

Er schlug zwar nicht direkt vor, die Uhr vorzustellen, aber einige Historiker sind der Meinung, dass sein satirischer Brief mit den Vorschlägen zur Motivierung von Langschläfern den Grundstein für das Konzept der Sommerzeit gelegt hat.

1895 – George Vernon Hudson

Der neuseeländische Entomologe George Vernon Hudson schlug 1895 ein System vor, bei dem die Uhren in den Sommermonaten um zwei Stunden vorgestellt wurden – etwas übertrieben, aber nun ja –, um das verfügbare Tageslicht besser zu nutzen.

Sein Interesse an der Sommerzeit gründete in seinem Hobby, dem Sammeln von Insekten. Das zwang ihn dazu, abends nach der Arbeit einen Großteil seiner Sammlung zu betreiben – so ein Nachtfalter ist ohne Licht schwer zu entdecken. Entsprechend war er frustriert darüber, dass es nach der Arbeit nicht genug Tageslicht gab, um seinem Hobby nachzugehen.

In einem Vortrag vor der Philosophengesellschaft im Jahr 1895 argumentierte Hudson daher, dass sein vorgeschlagenes System nicht nur für Insektensammler wie ihn selbst von Vorteil wäre. Auch Landwirte, Arbeiter im Freien und andere würden von den längeren Tageslichtstunden am Abend profitieren.

Die Idee wurde von einer Reihe von Mitgliedern der Gesellschaft belächelt, aber schließlich setzte T. K. Sidey, ein Parlamentarier, die Einführung einer einstündigen Sommerzeit durch, die 1927 erfolgreich getestet wurde.

1908 – Port Arthur

Hier in Kanada hatte im Jahr 1908 die Stadt Port Arthur in Ontario erstmals die Sommerzeit eingesetzt. Damals war die Sommerzeit noch nicht national eingeführt, das folgte erst 1918 als Kriegsmaßnahme – das wird nicht das letzte Mal sein, dass ihr das lest – zur Energieeinsparung während des Ersten Weltkriegs.

Port Arthur verabschiedete 1908 auf lokaler Ebene eine Verordnung zur Einführung der Sommerzeit. Die erforderliche Genehmigung der Bundesregierung fehlte jedoch. Die erste offizielle Anwendung der Sommerzeit hier in Kanada erfolgte somit 1918, als sie zum ersten Mal als nationale Maßnahme eingeführt wurde.



1916 – Deutschland

Die erste Sommerzeitregelung der Moderne gab es in Deutschland. Wen wundert es!? Während des Ersten Weltkriegs wurde sie eingeführt, um Energie bzw. Kohle zu sparen. Am 30. April 1916 wurden die Uhren in den Sommermonaten erstmals um eine Stunde vorgestellt, damit es abends länger hell war und weniger künstliche Beleuchtung benötigt wurde.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gaben viele Länder die Sommerzeit wieder auf. Aber Deutschland setzte sie in den 1920er- und 1930er-Jahren immer wieder ein. 1940 ordnete die nationalsozialistische Regierung die ganzjährige Sommerzeit an. Auch hier sollte so wieder die Produktivität während des Kriegs gesteigert werden.

Nach dem Krieg gab Deutschland die Sommerzeit zunächst wieder auf, führte sie jedoch 1980 während der Ölkrise wieder ein. Heute gilt in Deutschland die Sommerzeit vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im Oktober.

1966 – USA

In den USA wurde die Sommerzeit ebenfalls erstmals während des Ersten Weltkriegs eingeführt. Allerdings konnten Bundesstaaten und Städte selbst entscheiden, ob sie mitmachen wollten. So entstand ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Zeitzonen und Sommerzeitplänen im ganzen Land. Für Reisende und Unternehmen war das sicher ein grosser Spaß.

Im Jahr 1966 wurde schließlich der Uniform Time Act verabschiedet. Mit ihm wurde ein System eingeführt, nach dem in den USA die Sommerzeit am letzten Sonntag im April um 2.00 Uhr morgens beginnt und am letzten Sonntag im Oktober um 2.00 Uhr endet. So konnten sich Bundesstaaten und Territorien von der Sommerzeit abwenden. Bedingung: Der gesamte Bundesstaat bzw. das gesamte Territorium musste mitziehen – einzelne Städte oder Regionen konnten die Sommerzeit nicht auf eigene Faust einführen.

2007 wurde die Sommerzeit um vier Wochen verlängert, indem das Enddatum auf den ersten Sonntag im November verschoben wurde.

Sommerzeit heute

Heute folgen über 70 Länder der Sommerzeit oder einem ähnlichen Zeitplan. Alle folgen dem gleichen Prinzip: Uhren werden im Frühjahr um eine Stunde vorgestellt und im Herbst um eine Stunde zurück. Allerdings gibt es in den verschiedenen Teilen der Welt Unterschiede in Bezug auf den Zeitpunkt und die Dauer der Sommerzeit, und nicht alle Länder befolgen die Sommerzeit überhaupt.

Beginn und Ende der Sommerzeit sind weltweit nicht gleich. Hier einige ungefähre Daten für den Beginn der Sommerzeit in einigen Ländern der Welt im Jahr 2023:

  • Vereinigte Staaten und Kanada: 12. März 2023
  • Iran: 22. März 2023
  • Jordanien: 31. März 2023
  • Europäische Union (EU), Türkei, Tunesien, Vereinigtes Königreich: 26. März 2023
  • Marokko, Mexiko: 2. April 2023
  • Ägypten: 28. April 2023
  • Australien: 1. Oktober 2023 (Beginn der Sommerzeit in den meisten Regionen)
  • Neuseeland: 24. September 2023
  • Brasilien: 15. Oktober 2023 (Beginn der Sommerzeit in den meisten Regionen)

Zu den Ländern ohne Sommerzeit zählen: Armenien, Aserbaidschan, Belarus, China, Georgien, Indien, Indonesien, Island, Japan, Kasachstan, Kirgisistan, Philippinen, Puerto Rico (Gebiet der Vereinigten Staaten), Russland, Turkmenistan, Usbekistan



Diskussion um Sommerzeit

Bei der Sommerzeit werden die Uhren in den Sommermonaten um eine Stunde vorgestellt. So wird das Tageslicht am Abend länger genutzt. In der Regel werden die Uhren im Frühjahr um eine Stunde vorgestellt (d. h. »Gartenmöbel vor das Haus«) und im Herbst um eine Stunde zurückgestellt (d. h. »Gartenmöbel nach hinten in den Schuppen«). Wieso man Gartenmöbel nicht in den Garten stellt und einfach da stehen lässt? Keine Ahnung!

Die Sommerzeit ist ein Thema, das von politischen Entscheidungsträgern, Forschern und der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird. Vor allem an Stammtischen fliegen da gern mal die Gläser. Die Auswirkungen der Sommerzeit auf den Energieverbrauch, die öffentliche Sicherheit und das persönliche Wohlbefinden werden von Experten aus den verschiedensten Bereichen untersucht und bewertet.

Die nachfolgenden Pro- und Kontra-Argumente sind jene, die man am häufigsten findet und reflektieren nicht meine eigene Meinung zum Thema. Wo immer möglich, habe ich versucht, die getroffenen Aussagen zu belegen.



Kontra Sommerzeit

Wie bei allen Dingen im Leben, ist nicht jeder ein Fan der Sommerzeit. Kritiker argumentieren, dass die Sommerzeit unter anderem den Schlafrhythmus störe. Auch soll sie die Produktivität verringern und das Unfallrisiko aufgrund von Schlafmangel erhöhen.

Schlafgewohnheiten und Verletzungen

Die Zeitumstellung kann den Schlafrhythmus der Menschen stören. Insbesondere in den Tagen nach der Umstellung. Dies kann eine Reihe negativer Auswirkungen auf die Gesundheit haben, darunter erhöhte Müdigkeit, geringere Produktivität und ein höheres Unfallrisiko.

Ich frage mich, wie Menschen, die im Schichtbetrieb arbeiten und regelmäßig zwischen Früh- und Spätschicht wechseln, mit diesem Argument umgehen.

Negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Landwirte lehnen die Sommerzeit oft ab, weil dadurch ihre Zeitpläne und Routinen gestört werden. Kühe haben offenkundig Probleme, sich an neue Melkzeiten zu gewöhnen, was die Milchproduktion beeinträchtigt. Warum sich die Kühe umstellen müssen und nicht die Menschen?

Außerdem reagieren auch einige Pflanzen empfindlich auf die veränderten Tageszeiten und wachsen während der Sommerzeit möglicherweise nicht so gut.



Erhöhter Energiebedarf

Die Sommerzeit war ursprünglich dazu gedacht, Energie zu sparen. Siehe oben die Ausführungen zur Herkunft. Kritiker argumentieren nun, dass sich in einigen Fällen der Energieverbrauch aber während der Sommerzeit sogar erhöhen kann. So kann beispielsweise der Verbrauch von Klimaanlagen während der zusätzlichen Tageslichtstunden am Abend ansteigen. Einsparungen durch den geringeren Beleuchtungsbedarf hebe dies wieder auf.

Wirtschaftliche Beeinträchtigung

Die Zeitumstellung kann Geschäftspläne und -abläufe stören, insbesondere bei Unternehmen, die in mehreren Zeitzonen tätig sind. Dies kann zu Verwirrung, verpassten Terminen und anderen Störungen führen. Auch scheinen Investoren und Aktienkurse darauf zu reagieren.

Fehlende Belege für die Vorteile

Trotz der Argumente, die für die Sommerzeit sprechen, argumentieren einige Kritiker, dass es kaum Beweise für ihre Vorteile gibt. So haben beispielsweise Studien zu Energieeinsparungen und zur öffentlichen Sicherheit unterschiedliche Ergebnisse erbracht. Daher argumentieren einige, dass die Sommerzeit den Ärger und die Störungen, die sie verursacht, nicht wert ist.



Pro Sommerzeit

Es gibt mehrere Gründe, warum sich Länder für die Sommerzeit entscheiden. Einer der Hauptgründe ist, Energie zu sparen. Und mehr Licht führt zu mehr Sicht.

Energieeinsparung

Einer der Hauptgründe für die Sommerzeit ist die Einsparung von Energie. Durch die längere Nutzung von Tageslicht in den Abendstunden wird weniger Energie für die künstliche Beleuchtung benötigt. Das kann zu erheblichen Energieeinsparungen führen.

Mehr Freizeitaktivitäten

Länger Tageslicht am Abend bewegt die Menschen auch dazu, mehr Zeit im Freien zu verbringen. Sie haben mehr Zeit, um am Abend nach der Arbeit Freizeitaktivitäten wie Sport, Wandern oder Gartenarbeit nachzugehen.



Verbesserte öffentliche Sicherheit

Studien zufolge sinkt während der Sommerzeit die Zahl der Verkehrsunfälle und tödlichen Unfälle von Fußgängern. Insbesondere in den Abendstunden, wenn die Sicht schlecht bzw. eben genau nicht ist. Außerdem können mehr Tageslichtstunden die Kriminalität eindämmen und dafür sorgen, dass man sich in der Nachbarschaft sicherer fühlt.

Ankurbelung der Wirtschaft

Von der Sommerzeit profitieren Unternehmen, die sich auf Outdoor-Aktivitäten oder Tourismus spezialisieren. Beispielsweise können Restaurants, Freizeitparks und andere Attraktionen während der Sommerzeit mehr Umsatz verzeichnen.

Verbesserte geistige Gesundheit

Einige Studien deuten darauf hin, dass längere Tageslichtstunden am Abend sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken können. Symptome von Depressionen und Angstzuständen treten seltener auf und die allgemeine Stimmung verbessert sich.



Fazit

Die Meinungen zur Sommerzeit sind gemischt. Für jedes Argument lassen sich Studien finden, die es belegen oder widerlegen. Am Ende ist es eine ganz persönliche Sache, ob man damit klar kommt oder eben nicht.

Befürworter der Sommerzeit argumentieren, dass sie den Energieverbrauch senkt, Outdoor-Aktivitäten und Erholung fördert und die Wirtschaft durch höhere Verbraucherausgaben ankurbelt. Auf der anderen Seite argumentieren die Gegner, dass die Energieeinsparungen minimal sind, die Störung des natürlichen Schlafrhythmus negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann und die Zeitumstellung zu Verwirrung und Unannehmlichkeiten für Landwirtschaft, Unternehmen und Reisende führen kann.

Trotz der Kontroversen halten viele Länder an der Sommerzeit fest, oft mit unterschiedlichen Anfangs- und Enddaten. Letztlich ist die Entscheidung über die Einhaltung der Sommerzeit Sache jedes einzelnen Landes oder jeder Region und kann durch eine Vielzahl von Faktoren wie Energieverbrauch, wirtschaftliche Erwägungen und öffentliche Meinung beeinflusst werden.

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