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Auswanderung nach Kanada – Vorbereitungen

Auswandern will gut geplant sein. Wie wir uns auf unsere Auswanderung nach Kanada vorbereitet haben.

Auswanderung ist in erster Linie ein Thema der Planung und der Recherche. Hals über Kopf sollte man das nicht angehen, und das haben wir auch nicht vor. Wir wollen ja schließlich kein Solarium auf Mallorca eröffnen, weil dort alle hinkommen, um sich zu sonnen … und außerdem: I don’t speak spanish!

Finanzielle Sicherheit

Geldreserven bilden

Als Erstes müssen wir dafür sorgen, dass wir in der neuen Heimat finanziell über die Runden kommen. Der Plan zur Auswanderung ist ja nicht ganz neu. Daher haben wir schon vor Jahren begonnen, Geld beiseitezulegen. Das Ziel: »Ein Jahr ohne Einkommen überleben können«. Klar ist, dass wir damit allein keine großen Sprünge werden machen können, sondern vielmehr überleben, bis Jobs gefunden sind. Außerdem lebt es sich schon deutlich ruhiger, wenn man weiß, dass man noch ein paar Euro auf der Seite hat.

Vorsorge planen

Spannend ist auch, dass wir den Plan zur Auswanderung schon so lange hegen, dass wir zum Beispiel bei unserer privaten Altersvorsorge und unserer Krankenversicherung stets darauf geachtet haben, dass wir die »mitnehmen« können. Die Rentenbeiträge können weiter eingezahlt oder eine Zeit lang ausgesetzt werden. An solche Punkte sollte man schon früh denken. Es wäre ja schade, wenn einem das Angesparte dann bei der Auswanderung im Zielland nichts mehr bringt im Alter. Und man braucht natürlich einen zuverlässigen Bankberater, der so was auch nachhaltig beachtet. Den hatten wir definitiv!

Einkommen sichern

Überleben im ersten Jahr und Rente sind »gesichert«. Jetzt geht es an die Planung des laufenden Einkommens. Wollen wir uns wieder selbstständig machen oder diesmal doch in ein Angestelltenverhältnis wechseln? Wir erkundigen uns, was es heißt in Kanada selbstständig zu sein und entschieden: »Wir werden sehen!« Wichtig ist erst einmal, einen Job in Festanstellung zu finden, der uns etwas mehr als das dauerhafte Überleben sichert. Leider ist es von Deutschland aus ziemlich schwierig, einzuschätzen, wie hoch das Einkommen sein muss, um den Standard zu halten. Kanada ist an vielen Stellen deutlich teurer, aber die Einkommen sind auch höher. Vor allem im IT-Sektor – aus dem wir kommen – erlauben die Gehälter durchaus ein Leben und nicht nur ein Überleben. Ich bin mit meinem aktuellen Job hier ganz zufrieden und könnte das auch ruhig noch eine Weile machen. Tilo ist sich da nicht ganz sicher und würde gern nochmal was ganz anderes probieren.

Möglichkeiten zur Auswanderung nach Kanada?

Wer in Kanada leben und arbeiten möchte, muss geordnet ins Land einwandern. Dazu gibt es ein System, in dem man nach definierten Kriterien bewertet wird. Im Besten Fall wird man zur offiziellen Bewerbung eingeladen und darf seine Unterlagen einreichen. Am Ende steht dann der Permanent-Resident-Status. Bevor jetzt gleich manch einer sagt »Das sollten wir hier auch einführen und nicht einfach jeden ins Land lassen!«: Das ist in Deutschland genau so! Wir sind keine Flüchtlinge; wir müssen nicht um Leib und Leben fürchten oder damit rechnen, dass uns die Wohnung weggesprengt wird oder wir aus irgendwelchen Gründen verfolgt werden. Wir wollen geordnet in das Land einreisen. Und dafür gibt es faire Regeln für die Ein- und Auswanderung wie in Deutschland auch.

Programme und Kategorien

Was sind denn eigentlich die Möglichkeiten zur Auswanderung nach Kanada? Das Einfachste wäre natürlich, wenn einer von uns Kanadier wäre oder Verwandte dort hätte. Haben wir beide nicht. Demnach fällt der Weg des Familiennachzugs schon mal aus. Eine weitere Möglichkeit ist das Start-up-Visum, unter dem man Arbeitsplätze schafft und in die Wirtschaft investiert. Sicher eine schöne Idee, aber so groß ist der Sparstrumpf dann doch nicht.

Für bestimmte Berufsgruppen (zum Beispiel Pflegekräfte) gibt es sogenannte «Provincial Nominee»-Einladungen. Dabei vergeben die einzelnen Provinzen (vergleichbar mit unseren Bundesländern) Ausschreibungen, in welchen Berufsfeldern gerade Arbeitskräfte gebraucht werden. Bewerber mit einem solchen Status haben es dann relativ leicht, die nötigen Punkte für die Einladung zu erreichen.

Express-Entry-System

Wir bewerben uns unter dem Express-Entry-System als Federal-Skilled-Worker. Die Bewerbung läuft im ersten Schritt online ab. Dazu gibt es eine Reihe von Gebieten auf denen man Punkte sammeln kann. Zum Beispiel bekommen junge Leute mehr Punkte als ältere, berufserfahrene Leute bekommen mehr als unerfahrene. Je höher der Schulabschluss, desto mehr Punkte bekommt man, und hat man in Kanada schon studiert oder gearbeitet, gibt es mehr Punkte. Verwandte in Kanada? Punkte. Je besser man im Sprachtest ist, desto mehr Punkte erhält man. Einen riesigen Punktevorsprung bekommt man auch, wenn man eine feste Jobzusage von einem künftigen Arbeitgeber hat.

In Summe kann man 1200 Punkte erreichen – derzeit reichen aber knapp 450 Punkte, um in die zweite Runde zu kommen (Stand Juli 2017). Zweite Runde heißt, dass man gebeten wird, innerhalb von 90 Tagen seine Unterlagen einzureichen. Dabei wird dann geprüft, ob die ganzen Angaben stimmen und ob es zum Beispiel Einträge im polizeilichen Führungszeugnis gibt.

Der ideale Ort zum Leben – Worauf achten?

Wir machen es an einigen wenigen Kriterien fest.

  • Es muss Arbeit geben – Damit fällt zumindest in den ersten paar Jahren eine abgelegene Lodge in den Bergen aus. Ich werde ja einen “normalen” Job suchen und will nicht, wie heute üblich, über eine Stunde Anfahrt ins Büro haben.
  • Ausgewogene Work-Life-Balance – Das bedeutet, dass wir nicht wie die Blöden arbeiten wollen, nur um horrende Mieten für die Wohnung zu berappen. Viemehr muss es auch Möglichkeiten und Zeit geben, das Land und die Natur zu genießen. Im Übrigen: In Kanada sind 10 bezahlte Urlaubstage im Jahr das Normalmaß. Auspowern und viermal im Jahr Urlaub ist also nicht drin.
  • Einkommen und Steuern – Die Einkommenssteuer ist in Kanada zweigeteilt. Eine Steuer wird an das Land (also Kanada) abgeführt und ist für alle Verdiener gleich. Es gilt, wie bei uns »Wer mehr verdient, hat einen höheren Steuersatz«. Zu dieser Steuer gibt es dann noch die »Provincial Tax«, also der Teil der an die Provinz geht. Hier gibt es in jeder Provinz andere Sätze und andere Klammern (die Einkommensbereiche für die Sätze gelten). Was erstaunlich ist – zumindest wenn ich mit unseren Zahlen rechnen – wir würden bei gleichem Einkommen in Kanada weniger Einkommensteuer als in Deutschland. Das hätte ich so nicht erwartet. Aus verschiedener Literatur wissen wir, dass in vielen anderen Bereichen höhere Steuern anfallen, als in Deutschland. Zum Beispiel gibt es eine Steuer, die unserer Grundsteuer ähnelt – diese richtet sich aber nach dem Marktpreis der Immobilie. Wenn ein Haus besonders schön ist, muss der Besitzer dafür auch viele Steuern zahlen. Steht dagegen ein verrosteter Truck vor der Tür, sinkt die Steuer. Das wird also auch alles nochmal spannend.
  • Krankenversicherung – In Kanada ist grundsätzlich jeder Bürger und Permanent Resident über die staatliche Krankenversicherung versichert. Diese ist zum Großteil steuerfinanziert – aber anders als das Rundum-sorglos-Paket hier in Deutschland. In Kanada wird man nur gesund gemacht. Das heisst, die Leistungen sind im Vergleich zu Deutschland deutlich eingeschränkter. Zahnarzt, Zahnersatz, Medikamente, Protesten, Brillen etc. – das zahlt man alles selbst. Dafür kostet die gesetzliche Krankenversicherung auch nur einen Bruchteil – zum Beispiel in British Columbia (die Provinz in der Vancouver liegt) nur 150 CAD pro Monat, für uns beide zusammen. (Stand Juli 2021)
  • Infrasturktur – Für uns, die ja doch hin und wieder mal zurück nach Deutschland kommen wollen, spielt natürlich auch die Anbindung an die Welt eine wichtige Rolle. Wenn wir erst drei Tage mit Auto, Bus und Bahn unterwegs sein müssen, um den nächsten Flughafen zu erreichen, ist das erst mal nicht optimal. Soll heißen, der Wohnort darf gern in Einzugsgebiet eines internationalen Flughafens liegen.

Fazit

Wie man sieht, sind doch eine Reihe an Überlegungen in den Plan eingegangen. Zum Teil haben wir schon vor Jahren die richtigen Entscheidungen getroffen, um uns heute das Leben leichter zu machen. Ob die Vorbereitungen und Überlegungen für die Auswanderung nach Kanada ausreichend sind oder ob wir was Wichtiges übersehen haben? Das werden wir sehen!  Ein »Erfolg« wie ein Solarium auf Malle wird es aber sicher nicht.

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