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Strathcona Provincial Park

Im Strathcona Provincial Park auf Vancouver Island verbringen wir einige Tage in Schlafsack und Zelt. Der Circlet Lake ist unser Basecamp.

Auf Vancouver Island haben wir uns den Strathcona Provincial park als Ziel gesetzt. Dort wollen wir uns tief in das Hinterland wagen und einige Tage in Schlafsack und Zelt verbringen.

Strathcona Wilderness Institute

Am Strathcona Wilderness Institute angekommen, bepacken wir uns mit Rucksäcken, weinen dem Auto zwei Tränen nach und lassen den Rest hinter uns. Kurz in das Institute reingeschaut. Eine zwei mal zwei Meter große Blockhütte mit Teeküche. Dort lassen wir nochmal flink seine geplante Route revidieren. Statt vom Parkplatz aus zunächst zum Lake Hellen Mackenzie zu wandern, entscheiden wir uns nun, direkt zum Circlet Lake zu gehen. „It’s a four hour hike” she said und da dachten wir uns, dass machen wir.

Rico hat sich derweil vom Volunter Steve erklären lassen, wie es geht. Also das mit dem Permit ausfüllen und Campinggebühr bezahlen und und und. Diesen ganzen bürokratischen Schnickschnack eben. Zum Glück geht das hier auch ohne Anlagenummer, OPO, WE, IDL und so.

Hiking Strathcona Provincial Park

„It’s a four hour hike“. Recht hatte Sie, die gute Frau. Allerdings entpuppen diese vier Stunden sich zu den anstrengendsten vier Stunden seit einer langen Zeit. Man wird ja auch nicht jünger! Aber es hat sich gelohnt, denn hier gilt definitiv, der Weg ist das Ziel:

Circlet Lake

Nach knapp vier Stunden finden wir mitten in der Wildnis des Strathcona Provincial Park das ersehnte Schild: ‘Circlet Lake Campground 300 Meter –>’ Blöd ist nur, dass man an dieses Schild erst kommt, wenn der betreffende Abbiegepunkt bereits hinter einem liegt. Dementsprechend watend man dann durch dichtes Dickicht und landet irgendwo, aber nicht da wo, man eigentlich hin will. Hätten uns nicht zwei hilfsbereite kanadische Hiker auf ihrem Weg zurück ins Camp aufgesammelt, ich glaube, wir würden immer noch umherirren.

Gemeinsam wabbeln wir dann die restlichen 300 Meter direkt am See entlang. Und mit direkt am See entlang, meine ich auch direkt am See entlang!!! Knöcheltiefer Schlamm. Än Ädventure meene Härrschafdn. Und dann der Campground. Der entpuppt sich als ein wahrer Traum:

Mount Albert Edward

Wenn man sich eine Karte des Strathcona Provincial Park mal etwas genauer anschaut, dann erkennt man einen winzig kleinen Unterschied in der Darstellung von Trail und Route. Der unbedachte Mensch denkt sich dabei nix, aber wer den Unterschied einmal erlebt hat, der weiß davon zu berichten.

Trail versus Route

Ein Trail führt über Stock und Stein, durch tiefe Bergwälder und plätschernde Flüsse, entlang eindrucksvoller Seen. Dabei bietet der Trail an sich spektakuläre Aussichten. Man hat hier und da einen Wegweiser in Form eines Holzpfosten oder aber kleine farbige Fähnchen oder Marker, die an Bäumen befestigt wurden Alles in allem ist ein Trail gut markiert und der Weg ist für den Wanderer klar erkennbar. So auch der Trail-Teil des Weges  zum Mount Albert Edward. Es geht knapp drei Kilometer nur bergauf und zwar richtig bergauf. Also richtig bergauf. Also so richtig bergauf. Was ein Spaß!

Eine Route hingegen ist eine Nummer schärfer. Zumindest der Route-Teil zum Mount Albert Edward im Strathcona Provincial Park auf Vancouver Island. Nachdem man die drei Kilometer bergauf (siehe oben) überwunden hat, geht es eigentlich erst richtig los. Schnee, Gletscherspalten, leichter Hagel, schroffe Klippen, Fels und Stein und kleine silberne Pflöcke, die einem den Weg weisen sollen. Zumindest yeigen diese Metallboten die Richtung an, in die man gehen soll. Viel wichtiger sind die kleinen Steinhaufen, die fleißige Hiker entlang der Route aufstellen. Jeder kennt vermutlich das Maskottchen der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver. Ein Lebensretter.

Entlang der gesamten Route bilden diese kleinen Steinhaufen die einzigen Orientierungshilfen bis hinauf zum Gipfel. In zum Teil dichtem Nebel kann man kaum weiter als 100 Meter gucken und da hilft es ungemein, wenn so ein kleiner Steinhaufen nur knapp zehn Meter entfernt steht. In Kombination mit orangfarbenen Bändchen, die hier und da an Büsche gebunden sind, erhält man die Infrastruktur einer Bergkette.

Fazit

Das mag jetzt alles aus der Ferne etwas nervig klingen. Ist es im ersten Moment auch. Aber ganz ehrlich: Der Aufstieg ist einfach irre und herausfordernd und unbeschreiblich schön. Und was uns dort oben erst erwartet (wenn sich der Nebel, sprich die Wolken, erst einmal verziehen), ist einfach nicht in Worte zu fassen. Drum versuche ich es gar nicht erst, sondern lasse – wie üblich in diesen Momnten – Bilder sprechen:

Der Morgen danach

Der frühe Vogel hat Gold im Mund oder so ähnlich. Drum ist man auch nach einer vermeintlich kurzen und überraschend kalten Nacht im Zelt unerklärlich wach. Vermutlich, weil man aufwacht, weil man aufwacht und nicht weil der Wecker klingelt.

Der Blick aus dem Zelt ist unbezahlbar. Das Wasser des Circlet Lake ist glasklar und spiegelglatt. Die Sonne strahlt auf die gegenüberliegende Bergwand und taucht den plätschernden Wasserfall in sanftes goldgelbes Licht. Die Schneekuppel, die sich über dem Wasserfall bildet, blendet. Über dem rosafarbenen Plastebecher mit Kaffee steigt langsam der Dampf auf. Hach ja. Schön.

Irgendwann ist es aber dann doch auch Zeit zum aufbrechen. Also brechen wir die Zelte ab und kurze Zeit später selbst auf. So ein Zelt ist ja verdammt schnell gepackt, wenn man einen Profi am Start hat. Etappenziel für heute: Lake Helen Mackenzie. Der mag dem Einen oder Anderen bekannt vorkommen, denn der war auch schon auf den Bildern vom Aufstieg zum Circlet Lake zu sehen. Heute wollen wir aber bis dorthin wandern, unser Camp aufschlagen und dann am nächsten Tag zurück ins Wilderness Institute gehen.

Lake Helen Mackenzie

Sowohl Lake Helen Mackenzie, als auch dessen Campground sind zwar weniger beeindruckend als der Circlet Lake, aber dennoch übertreffen sie irgendwie unsere Vorstellungskraft. Was die Natur zu schaffen vermag … irre.

Unser Zelt steht genau so, dass wir am nächsten Morgen direkte Morgensonne haben. Damit verdampft nicht nur langsam der Tau vom Zelt, sondern auch wir tauen mit auf. Denn so beginnt ein perfekter Tag. Anschließend nochmal runter an den See, flink reingesprungen (es war seeeehr kalt, aber ging dann irgendwie) und dann ganz gemütlich und gemächlich zurück iin Richtung Zivilisation.

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